Samstag, 5. Mai 2007

Panda - Das Erdgas-Bärchen

Stern-Artikel vom 05. April 2007 von Michael Specht



Bei den Preisen fährt man gern an die Säule. Wenn man eine findet!


Nein, wir stottern nicht. Uns hat auch weder Feinstaub, noch zuviel CO2 das Hirn vernebelt. Das Auto heißt wirklich so: Panda Panda. Der Mini-Fiat ist derzeit das kleinste Erdgasauto auf dem Markt und verpasst seinem Besitzer an der Tankstelle ständig neue Glücksgefühle.

Gewöhnlich kauft man ein Auto, ohne sich auch nur im Entferntesten darüber Gedanken zu machen: Ja, wo tanke ich denn eigentlich? Zapfsäulen stehen an fast jeder Straßenecke. Die Versorgung ist rund um die Uhr gesichert. Der Kauf eines Erdgasautos setzt jedoch einen völlig anderen Prozess in Gang. Zuerst klickt man die Internetseite www.gibgas.de an, die einem wunderbar alles über die derzeit wohl sauberste Alternative des Autofahrens erzählt. Und zusätzlich, wo man vor seiner Haustür tanken kann. Hamburg bietet da beispielsweise acht Erdgas-Tankstellen. Nicht die beste Durchdringung, aber immerhin genug, um den Panda Panda vor dem Verdursten zu retten.
Stimmen Sie über die Neuheiten ab


Zwei Kraftfläschen
Er ist zurzeit das kleinste Serien-Erdgasauto der Welt. Unter seinem Wagenboden stecken zwei Gastanks, die 13 Kilo zusammengedrücktes, so genanntes CNG (Compressed Natural Gas) fassen, wie Erdgas wissenschaftlich genannt wird. Einen normalen Benzintank gibt es natürlich auch noch. Für alle Fälle. Damit ist der Panda Panda bivalent, weil sein Motor eben beides verträgt, Benzin oder Erdgas. Generell aber soll Gas gegeben werden. Schließlich schont es die Umwelt und erst recht den Geldbeutel. Denn wer hätte gedacht, dass man in heutigen Zeiten mit 3,50 Euro noch 100 Kilometer fahren kann? Hallo! Das schafft kein anderes Auto, nicht einmal der neue Smart Diesel. Und der Panda Panda hat dabei noch die grüne Schleife um. Denn außer Wasserstoff verbrennt nichts so sauber im Motor wie Erdgas. Null Feinstaub, 23 Prozent weniger CO2 (114 g/km) als ein vergleichbarer Benziner und bis zu 80 Prozent weniger Kohlenwasserstoffe.
Wer den Kleinen nicht mit Bleifuß um die Ecken treibt, den belohnt der 1,2-Liter-Vierzylinder mit rund vier Kilo Verbrauch pro 100 Kilometer. Und die kosten eben nur zwischen drei und 3,50 Euro, je nach dem, wo getankt wird. Der Kilopreis streut von 65 bis 95 Cent/Kilo. Der geringe Preis rührt daher, weil Erdgas längst nicht so hoch besteuert ist wie Benzin. Und dies soll auch mindestens noch für die nächsten zehn Jahre so bleiben. Da reibt man sich an der Zapfsäule doch die Hände, fühlt sich großartig und bemitleidet die traditionellen Diesel- und Benzintanker.


Die Gas-Flaschen sehen aus wie auf dem Campingplatz

Kleiner Schwächeanfall
Ein wenig Verzicht üben heißt es beim Panda Panda nur, geht es um die reine Motorleistung. Erdgas hat weniger Energieinhalt als Benzin. Dadurch sackt die Leistung des Motors von 60 auf 52 PS. Flott von der Ampel kommt man damit zwar nicht weg, aber meistens ist der Vordermann sowieso langsamer. Und irgendwie animiert dieser Öko-Panda auch gar nicht zum Rasen. Die alltäglichen Dinge wie Einkaufen oder die Kinder zur Schule fahren klappen mit ihm bestens.

Lediglich auf der Autobahn fehlt es dem Panda an Power. Der Kleine sollte sich von der linken Spur besser fernhalten. Fiat gibt offiziell 140 km/h Höchsttempo an, aber es benötigt Lichtjahre, bis er wirklich dort angekommen ist. Schon kleine Steigungen lassen den Wagen schnell müde werden. Sein Lieblingstempo pendelt sich zwischen 100 und 120 km/h ein.

Größer als sein Ruf
Im Innenraum ist der Panda Panda bis auf den fehlenden Drehzahlmesser und dem kleinem Schalter für Erdgas- oder Benzinbetrieb nicht von seinen Normalmotor-Kollegen zu unterscheiden. Die Sitzposition und die Übersicht sind bestens, das Lenkrad sogar höhenverstellbar. Man fühlt sich nicht wie in einem Kleinwagen. Front- und Seitenairbags, ABS, eine elektrische Servolenkung und E-Fensterheber sowie Zentralverriegelung sind serienmäßig an Bord. Und dadurch dass die Gastanks "unterflur" montiert sind, bleibt auch der Kofferraum, mit 190 Liter ohnehin nicht groß, in seinen Serienmaßen erhalten.

Die Förderung macht es
Wer jetzt den Taschenrechner heraus holt und auf den Cent genau wissen will, wann er wie viel spart und ab wann er mit dem Erdgas-Panda günstiger fährt, ist auf der verkehrten Spur. Man muss einfach nur wollen und sein grünes Gewissen entscheiden lassen. Am besten den Preis von 13.340 Euro isoliert sehen. Soviel kostet das Auto halt. Nicht auf die vergleichbare Benzinversion schielen, die 3200 Euro günstiger ist. Diesen Panda gibt Fiat mit Spritkosten von 6,90 Euro/100 km an, also gut doppelt so viel wie beim Erdgas-Pendant. Auf jeden Fall sollte vorher beim örtlichen Gasversorger nachgefragt werden. Manchmal gibt es dort Zuschüsse auf den Neuwagenkauf oder Gutscheine fürs Tanken. Richtig gut geht es den Italienern, ohnehin die größten Erdgasfans in Europa. Kein Wunder. Ihr Staat gibt 1500 Euro beim Kauf dazu und wenn das Auto noch weniger als 120 Gramm CO2 pro Kilometer in die Luft pustet, werden zusätzliche 500 Euro überwiesen.

740 Tankstellen (Stand Ende März) sind mittlerweile über Deutschland verstreut. Ein Viertel von ihnen haben bereits die neuen Zapfpistolen. Das Tanken funktioniert damit ähnlich leicht wie beim Diesel oder Benzin, dauert nur wenige Minuten. 54 772 Erdgasfahrzeuge waren für Deutschland Anfang 2007 in Flensburg registriert. Mit Kleinwagen wie dem Panda Panda dürfte die Zahl zukünftig kräftig steigen. Im Werk in Polen, wo der Erdgas-Panda gebaut wird, hat man bereits die Produktion hochgefahren von 16 000 auf 32 000 jährlich.


Auch als FIAT Punto: